Bewegungen wirken langfristig, wenn nach Niederlagen historische Teilerfolge erhalten bleiben. 

Wolfgang Abendroth schildert, wie sich aus den Erfahrungen der erfolglosen Maschinenstürmerei langsam und sehr widersprüchlich eine rationalere Reaktion in der aufkommenden industriellen englischen Arbeiterklasse entwickelt.
Aus der Tendenz zu einem rationalerem und längerfristige Interessen verfolgenden Denken geht vor allem die Chartistenbewegung und der Unionismus hervor – die ersten gewerkschaftlichen Organisationen. Parallel dazu entsteht die Genossenschaftsbewegung.

Abendroth greift mit Robert Owen eine zentrale Figur der englischen Arbeiterbewegung heraus. In Owen, so Abendroth, verbanden sich sowohl Elemente des Unionismus als auch Elemente des genossenschaftlichen Denkens.

Ein politischer Lösungsvorschlag Owens waren die „Produktivgenossenschaften“. Owen wollte die industriellen Betriebe in genossenschaftliches Eigentum verwandeln, so dass sie im Besitz derer wären, die darin arbeiten. Außerdem sollten seiner Ansicht nach auch die Konsumgüter genossenschaftlich organisiert werden, um die Sonderprofite des Handels auszuschalten. Also forderte Owen nicht nur Produktivgenossenschaften, sondern auch „Konsumgenossenschaften“.

Abendroth zeigt, dass in den 1830er Jahren die Vereinigung aller englischen Gewerkschaften angestrebt wird. Eine „General Labour Union“ sollte durch den Zusammenschluss der Arbeiter in Produktionsgenossenschaften den kapitalistischen Unternehmen die Arbeitskräfte entziehen und eine sozialistische Wirtschaftsordnung herbeiführen. Diese Politik scheiterte unter anderem an der Unterdrückung der Arbeiterbewegung durch den englischen Staat.

Dennoch blieben aus dieser Bewegung wichtige Anstöße übrig: ein verbesserter Arbeitsschutz für Kinder und Frauen, Konsumgenossenschaften, Verbreiterung der Volksschulbildung. Maßnahmen, die auch zum Teil im Interesse der Bourgeoisie lagen, die aber, so Abendroth, in dieser Form den Kämpfen der englischen Arbeiterklasse zu verdanken waren.

Und so arbeitet Wolfgang Abendroth am Beispiel Owens, an der Unionismus- und Genossenschaftsbewegung der entstehenden englischen Arbeiterklasse eine wichtige historische Erfahrung heraus: Auch bei Niederlagen von Bewegungen bleiben meist historische Teilerfolge erhalten, die verteidigt werden müssen und an die man in neuen Kämpfen anknüpfen kann.

Weiterlesen

Wolfgang Abendroth (1997): Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung, Bd. 1, 2. Auflage, Heilbronn, 35-40.

Ralf Hoffrogge: Vom Sozialismus zur Wirtschaftsdemokratie – Ein kurzer Abriss über Ideen ökonomischer Demokratie in der deutschen Arbeiterbewegung, online auf www.workerscontrol.net.