Die Januar-Kämpfe 1919 schlossen die erste Revolutionsperiode ab. Sie führte zu einer tiefen Verbitterung zwischen den Arbeiterparteien.

In diesem Teil seiner Vorlesung widmet sich Abendroth dem Moment der Trennung der sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiterbewegung mit den Januarkämpfen 1919. (“Spartakusaufstand“). Aus diesen Kämpfen ergab sich die Trennung der Arbeiterbewegung, die für Abendroth zum Lebensthema wurde. Er erlebte als junger Aktivist mit, wie die nun gespaltene Arbeiterbewegung die aufkommende faschistische Gegenrevolution nicht mehr aufhalten konnte.

Die Eskalation zwischen den Flügeln der Arbeiterbewegung bereitete sich über mehrere Etappen vor. Abendroth verweist auf das Zusammenschießen der Demonstration in Berlin am 6. Dezember 1918 und dem Putschversuch zugunsten von Friedrich Ebert. Auch die Niederschlagung der Volksmarinedivision und die Absetzung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn am 4. Januar 1919 ließen den Konflikt eskalieren.

Abendroth skizziert die Entwicklung, mit ihren spontanen Großdemonstrationen. Die kommunistische Bewegung hatte keine politische Strategie und schätzte die Kräfteverhältnisse falsch ein. Die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der jungen Kommunistischen Partei konnten sich über das weitere Vorgehen nicht einigen.

Da war die alte Spartakusgruppe aus der USP, die sich zur Kommunistischen Partei gebildet hatte, unter der Führung von Paul Levi, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Diese Gruppe hatte für Abendroth von Beginn an ein Handicap: In einem für Abendroth „illusionistischen“ Parteitagsbeschluss, hatte sich die Basis gegen die Führung der KPD dazu entschlossen, nicht an den Wahlen zur Nationalversammlung teilzunehmen. Für Abendroth bestand die Illusion darin, dass die Basis glaubte, so die Wahlen verhindern zu können. Stattdessen hatte sich die KPD so aus der politischen Beteiligung ausgeschalten. Und es kam noch schlimmer: Die KPD verprellte sich wichtige Bündnispartner. Nach dem Parteitagsbeschluss blieben die Revolutionären Obleute in der USP und die Spartakusgruppe war politisch geschwächt.

Angesichts dieser Kräfteverhältnisse, plädierte die Führung der KPD dafür, sich in der Auseinandersetzung um die Absetzung des Polizeipräsidenten Emil Eichhorn mit einer Demonstration für Eichhorn zu begnügen. Doch die für Abendroth politisch unerfahrene Basis suchte den Kampf. Die mehrheitssozialdemokratische Regierung ergriff die Chance, den Bürgerkrieg gegen die Berliner Arbeiterklasse zu eröffnen.

So kam es zum Blutbad an den Berliner Arbeitern bei dem fast die gesamte Führung der linken Arbeiterbewegung am 15. Januar ermordet wurde; darunter Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Regierung und die Presse proklamierten, Luxemburg und Liebknecht seien auf der Flucht erschossen worden. Wie Abendroth betont, war das eine bewusste Lüge der MSPD-Regierung um die Mörder zu decken.

Nur vier Tage später fanden die Wahlen zur Nationalversammlung statt. Die linken Arbeiter nahmen nicht mehr an den Wahlen teil und die Arbeiterparteien erhielten zusammen nur noch 45% der Wählerstimmen. Die Arbeiter und zurückkehrenden Soldaten wiegten sich dennoch in dem Glauben, die Republik sei gesichert und alle politischen Kräfte, auch das Zentrum und die Deutschen Demokraten, wollten den Sozialismus.

In jedem Fall war nach den Wahlen zur Nationalversammlung die erste Phase der Weimarer Republik abgeschlossen.

 

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Wolfgang Abendroth (1997): Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung, Bd. 1, 2. Auflage, Heilbronn, 182ff.