Marxistische Gewerkschaftstheorie 9: In der Abschlussdiskussion appelliert Abendroth noch einmal dafür, jeder Spaltung von Gewerkschaften entgegenzutreten.

Die letzte Diskussion des Seminars zur marxistischen Gewerkschaftstheorie schließt noch einmal an das Thema Gewerkschaft und Partei an. Ausgangspunkt war hier die Frage nach dem Umgang mit der damals sehr präsenten DKP. Aber auch christlich-demokratische Gewerkschafter wurden von links kritisch beäugt.

Abendroth macht seinen Standpunkt klar: Solange man als CDU-Mitglied Gewerkschaftler bleibt und seine Hauptfunktion als Gewerkschaftler sieht, solle man nicht willkürlich aus dem politischen Leben ausscheiden oder deshalb verketzert werden. Es gäbe natürlich immer Gewerkschafter, die als „Torpedos“ ihrer Parteien funktionierten, wogegen man sich innerhalb der Gewerkschaften wehren müsse. Aber man solle niemanden allein aufgrund seiner Parteimitgliedschaft verketzern und ihm verbieten, Gewerkschaftsfunktionen zu übernehmen.

Über Parteien, so Abendroth, könnten immer Spaltungstendenzen in die Gewerkschaften getragen werden, aber dieser Gefahr der Spaltung müsse man entgegentreten, denn „man soll in den Gewerkschaften lernen, innergewerkschaftliche Diskussionen zu führen.“

Abendroth sieht Einheitsgewerkschaften als zentrale Diskussionsorte, die Aktivisten zwingt, sich miteinander auseinanderzusetzen. Entsprechend stand er allen Unvereinbarkeitsbeschlüssen – also der Ausschluss von einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft – die sich nicht gegen Faschisten richten, ablehnend gegenüber. Man solle vielmehr immer versuchen, das Gegenüber zu überzeugen.