Bei der Ursachenforschung nach der Niederlage der Linken widmet sich Abendroth den Blanquinisten und den Kleinbauern.
Die Koalitionsregierung und die Nationalversammlung siegten 1848 über Blanqui. Damit war der fortschrittlichste Teil der französischen Arbeiterklasse geschlagen: Als Vorhut ohne ausreichende Verankerung in den Massen und ohne langfristig angelegte Strategie, befangen in Putsch- und Geheimbundsdenken, konnte Blanqui für Abendroth nichts anderes holen als eine Niederlage. Blanqui habe noch nicht gelernt, in längeren Entwicklungen zu denken.
Damit verschoben sich im Parlament die politischen Gewichte nach rechts. Und die wichtigsten Konzessionen, die Nationalwerkstätten und das Recht auf Arbeit standen von da an zur Disposition, da diese Errungenschaften nicht mehr wirkungsvoll verteidigt werden konnten.
Die industrielle Bourgeoisie wollte vom Recht auf Arbeit und Nationalwerkstätten nichts wissen. Aber auch die kleinen Bauern opponieren. Zwar verdankten sie ihrem Status als selbständige und freie Bauern der Französischen Revolution und dem jakobinischen Terror. Dennoch dachten sie als Kleinbesitzer. Und als solche wollten weniger Steuern zahlen und die Nationalwerkstätten nicht finanzieren. Zudem waren Sie durch die Kirche und durch die Presse der liberalen Bourgeoisie manipulierbar. Und so konnte man diese Bauerndeputierten, die Bauernmassen und auch Teile der Handwerkermassen gegen die Produktionswerkstätten ideologisch mobilisieren.
Abendroth arbeitet zwei für ihn wichtige Gesichtspunkte heraus:
- Er zeigt am Beispiel der französischen Kleinbauern, dass es sich für demokratische Bewegungen rächt, wichtige Teile der Bevölkerung und ihre Klassenlage zu ignorieren.
- Die Niederlage der Blanquinisten aufgrund einer Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse führte dazu, dass auch die bisherigen Errungenschaften nicht verteidigt werden können. Der Zusammenhang zwischen Niederlagen und Verschiebung gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse zieht sich durch Abendroths Geschichtsdarstellung. Historische Parallelen dazu zieht er später zu den negativen Erfahrungen mit der revolutionären Politik der ultralinken Strömung in der Weimarer Republik, die ihn selbst sehr geprägt hatten.
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Wolfgang Abendroth (1997): Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung, Bd. 1, 2. Auflage, Heilbronn, 57f.
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